Resilienz - unsere innere Stärke

Stark bleiben, auch wenn das Leben gerade stürmisch ist

Dagmar kommt in mein Büro und ich sehe es gleich: Heute brauchen wir Taschentücher! Wir beide kennen uns schon aus einem Coaching vor zwei Jahren, und als Dagmar jetzt nach einem kurzfristigen Termin fragte, war mir schon klar: “Es brennt!“ Aus unseren früheren Terminen weiß ich von ihr, dass sie „viele Bälle in der Luft“ hat. Als Teamleiterin im Job ist Dagmar gefragt. Aufgaben, Fristen und Projekte und alles rund um Mitarbeiter-Führung läuft parallel. Auch sonst stemmt sie eine ganze Menge: Sie hat zwei Kinder im Grundschulalter und viele Familienpflichten bleiben an ihr hängen, da ihr Mann sehr oft beruflich unterwegs ist.

Bisher ging das ganz gut, Dagmars Vater hat viele Fahrdienste übernommen und sich immer gerne um seine Enkelkinder gekümmert.  Als dieser vor 3 Monaten einen Schlaganfall hatte, fiel diese Unterstützung weg, und auf Dagmar kamen neue Aufgaben dazu: Sie versucht, bei vielen Arztterminen dabei zu sein und verbringt so viel Zeit wie möglich im Krankenhaus.

Dagmar kommt sofort zur Sache: „Ich merke natürlich, dass ich ganz schön durch bin. Ich habe händeringend versucht, dass meine privaten Probleme den Job nicht beeinflussen. Aber jetzt habe ich, unkonzentriert wie ich es zurzeit bin, einen echten Bock geschossen! Eine E-Mail mit internen Informationen habe ich an einen externen Verteiler geschickt! Es sind kein allzu sensiblen Daten – aber trotzdem muss ich mit meiner Chefin sprechen – und das schiebe ich jetzt schon zwei Tage lang vor mir her!“

Im Moment fühlt es sich für Dagmar an, als ob die Welt um sie herum zusammenbricht. Sie ist voller Schuldgefühle und Selbstzweifel.

Wir machen als erstes einen Notfallplan: Wir bereiten das verschobene Gespräch so vor, dass Dagmar sich sicher fühlt und kurzfristig um einen Klärungstermin bitten kann.

Nachdem wir das Fachliche geklärt haben überlegen wir, was sie jetzt braucht. Durchatmen wäre hilfreich…. Daher suchen im Kalender nach einer Lücke für eine kurzfristige Auszeit zum sich sortieren und erholen. Dagmar wird ihre beste Freundin bitten, die Kinder für einen Tag zu übernehmen, so dass sie kurzfristig zur Ruhe kommen kann. Klar ist aber auch: Schwierig wird es noch eine ganze Weile bleiben. Und wir überlegen, wie Dagmar auch im Alltag ihre Resilienz stärken kann.

Resilienz – was ist das eigentlich?

Resilienz bezieht sich auf die Fähigkeit eines Menschen, sich an Stress, Krisen und schwierige Lebensumstände anzupassen und gestärkt daraus hervorzugehen. Sie hilft uns dabei, Rückschläge zu überwinden, uns von Krisen zu erholen und sogar durch sie zu wachsen. Wer resilient ist, besitzt eine gewisse Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit, um selbst in schwierigen Zeiten standhaft zu bleiben.

Wer ist überhaupt resilient?

Das Potenzial, resilient zu sein, hat jeder. Die Ausprägung der Resilienz ist jedoch von Person zu Person unterschiedlich. Einige Menschen sind von Natur aus widerstandsfähiger, während andere ihre Resilienz durch Lebenserfahrungen, Erziehung und soziale Unterstützung entwickeln. Und wir sind auch nicht in jeder Lebenssituation gleich resilient: In entspannten, zufriedenen Zeiten können wir viel besser mit Herausforderungen umgehen als in Zeiten, in denen die unterschiedlichsten Probleme und Sorgen zusammentreffen.

Was schadet unserer Resilienz?


Einige Faktoren können die Entwicklung von Resilienz behindern oder beeinträchtigen. Das sind zum Beispiel chronischer Stress, traumatische Ereignisse, mangelnde soziale Unterstützung, negative Denkmuster und ein Mangel an Selbstfürsorge. Und gerade, wenn mehrere dieser Faktoren zusammentreffen, kann das die Fähigkeit zur Bewältigung von Herausforderungen einschränken. Das kennt jeder von uns: Ein Problem, können wir noch gut handeln, ein zweites vielleicht auch – aber irgendwann merken wir: Ich bin am Limit!

Gut zu wissen: Jeder kann etwas tun, um seine Resilienz zu verbessern!

Durch die Förderung von Selbstbewusstsein, sozialer Unterstützung, Optimismus, Flexibilität und Selbstfürsorge können Sie Ihre Resilienz verbessern. 

Resilienz im Alltag stärken

Mit Stress und Belastungen besser umzugehen, das können wir jeden Tag üben. Mir ist hier wichtig: Das ist keine To-Do-Liste, die man jeden Tag abarbeiten muss – die würde uns ja noch mehr unter Druck setzen. Ich möchte Sie vielmehr dazu anregen, etwas auszuprobieren und zu schauen: Was fühlt sich richtig gut an? Diesen Dingen können Sie dann bewusst mehr Raum im Leben geben.

- Achtsamkeit und Selbstreflexion: Meditation, Tagebuchschreiben oder eine kurze Selbstreflexion am Abend helfen dabei, sich selbst besser kennenzulernen und mit Stress umzugehen.

- Gesunde Lebensweise: Bewegung, gesundes Essen und genügend Schlaf geben uns Energie und Wohlgefühl.

- Soziale Unterstützung: Freunde treffen, sich über Sorgen austauschen, zusammen zu lachen oder etwas Schönes unternehmen – das tut richtig gut! Für viele von ist es schwierig, Hilfe anzunehmen oder sogar darum zu bitten. Sie helfen doch sicher auch gerne, wenn Not am Mann ist, warum sollten Sie nicht auch um Unterstützung bitten?

- Flexibilität und - Anpassungsfähigkeit: Manchmal ist es einfach, wie es ist. Da ist es dann „energiesparender“, das zu akzeptieren als zu Hadern, dass es anders sein sollte. Wenn Sie allerdings merken, dass es da etwas gibt, dass sich wiederholt und das immer wieder schwierig, kompliziert oder ärgerlich ist, dann ist das eventuell auch ein Hinweis, dass Sie da etwas anders machen und neue Wege ausprobieren sollten. Fragen Sie sich da am besten: Wie kann ein erster kleiner Schritt aussehen, wenn ich es ab jetzt anders mache? 

- Positives Denken: Es darf auch mal gut gehen! Da fällt mir sicher eine Lösung ein! Ich werde das schaffen, ich hab schon ganz andere Dinge gestemmt!  Nehmen Sie solche Sätze in Ihr Denken mit auf!

- Selbstfürsorge: Schaffen Sie viele, viele Inseln mit Dingen, die Ihnen guttun oder die Sie gerne machen. Alles, was Sie entspannt und Ihnen Freude bereitet, ist richtig. 

Mein Tipp für die tägliche Resilienz - ganz praktisch: Die Mesource®-Übung


Stellen Sie sich folgende 5 Fragen aus dem Mesource®-Coaching, die ich auch meinen -KundInnen immer wieder mitgebe. Mit den 5 Dimensionen fokussieren wir uns darauf, uns selbst und die eigenen Gefühle als größte Kraftquelle und stärkste Ressource zu nutzen. Denn der wichtigste Ansatzpunkt zur Stärkung der emotionalen Resilienz liegt nicht im Außen, sondern im Innen.

1.    Was habe ich heute durch mein Handeln erreicht, auf das ich stolz bin?

Diese Frage lenkt unsere Aufmerksamkeit auf unsere eigenen Erfolge und stärkt unser Selbstvertrauen.

2.    Wann habe ich mich heute sicher oder einfach nur entspannt gefühlt?

Indem wir uns auf Momente der Sicherheit und Entspannung konzentrieren, können wir unsere Stressoren besser bewältigen.

3.    Wofür bin ich heute dankbar?

Das Praktizieren von Dankbarkeit hilft uns, unsere Perspektive zu ändern und die positiven Aspekte unseres Lebens zu erkennen.

4.    Wo ist mir heute ein Wunder begegnet, wann habe ich Ehrfurcht gespürt?

Diese Frage erinnert uns daran, die Schönheit und Fülle des Lebens zu schätzen, auch inmitten von Herausforderungen.

5.    Wem habe ich heute eine Freude gemacht?

Das Schenken von Freude an andere stärkt nicht nur unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch unsere eigene Resilienz.

Auch Dagmar bitte ich, sich im Coaching und die nächsten 4 Wochen jeden Abend ein paar Minuten Zeit zu nehmen, die Augen zu schließen und die Fragen für sich zu beantworten. Nach ein paar Tagen bekomme ich eine kurze WhatsApp-Nachricht von ihr: „Alles weiter stürmisch – aber ich freue mich wieder, wenn ich meine Kinder lachen höre, die Sonne durchs Bürofenster scheint und finde, ich mache das alles doch ganz gut unter den Umständen 😊. Danke!“  

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