Die 7 Phasen der Veränderung

Von der Krise zum Aufbruch – meine ganz persönliche Reise zum beruflichen Neustart

„Mein Job ist mein Traumjob!“. Diesen Satz hätte ich zu dir gesagt, wenn du mich mit Mitte 30 gefragt hättest, ob ich beruflich etwas Neues machen will. Ich hatte bei einer Bank in Frankfurt Karriere gemacht, arbeitete mit einem großartigen Team an spannenden Projekten im Qualitätsmanagement und wir konnten wirklich viel bewegen. Damals konnte ich es mir nicht vorstellen, jemals woanders zu arbeiten. Meine Aufgaben erledigte ich mit Leidenschaft. Ich war stolz auf unsere Ergebnisse, auf das was ich erreicht hatte und genoss die Zusammenarbeit mit tollen KollegInnen, mit denen ich gemeinsam gute Ergebnisse erzielte, sehr. Und mal ganz ehrlich, das Ansehen, so jung Direktorin geworden zu sein und die finanzielle Sicherheit, das gefiel mir auch.

1. Phase: Schock und Verleugnung: Es bleibt nicht so, wie wir es gedacht haben

Job und Familie - „das schaffe ich schon“, sagte sie ich mir, als ich schwanger war. „Ich finde eine richtig gute Tagesmutter, ich kann pendeln, vielleicht weniger arbeiten, aber meinen Weg gehe ich weiter.“ Ich plante akribisch, wie ich Job, Partnerschaft und Muttersein unter einen Hut bringen würde. Was ich wie viele junge Mütter ignorierte, war die Realität: Bei aller guten Organisation würde mein altes Leben so nicht mehr bestehen bleiben.


2. Phase: Verneinung: Erst einmal regt sich Widerstand in uns


Nach der Geburt meiner Tochter war ich glücklich. Ich genoss die Zeit zu Hause, freute mich aber auch darauf, wieder zu arbeiten. Eine gute Tagesmutter, die hatte ich, und einen Plan auch. Als ich dann startete ignorierte ich eine ganze Zeit lang, dass das Pendeln, die ständige Erreichbarkeit mich auslaugte und ich immer mehr spürte, dass ich so weder meiner Familie noch meiner Arbeit gerecht werde, wie ich es mir vorgestellt habe. Der Frust wuchs, und ebenso die Frage: „Muss ich doch etwas in meinem Leben ändern? Ich fühlte mich richtig gefangen zwischen den Erwartungen, die ich an mich selbst hatte und all den Anforderungen von außen.
Eines Tages stelle ich mir dann doch die Frage: „Gebe ich all das auf, wofür ich in den letzten Jahren so hart gearbeitet habe und das mir so viel Freude macht?“

3. Phase: Rationale Einsicht: Es ist nicht mehr zu ändern – das ist jetzt klar

Eine ganze Zeit lang versuchte ich noch, einen Mittelweg zu finden. Ich reduzierte meine Arbeitszeit weiter, legte mehr Tage im Homeoffice ein. Doch tief im Inneren wurde es immer klarer: Ich halte da an etwas fest, das so nicht mehr funktioniert. All die neuen Kompromisse waren nicht wirklich die Lösung. Immerzu war ich erschöpft, einen Ausweg sah ich in dieser Zeit nicht. Eher hatte ich das Gefühl, ganz viel von dem zu verlieren, dass mir so lange wichtig war. Mit meinem Mann und meiner Tochter war ich glücklich, aber meine berufliche Zukunft schien mir düster.

4. Phase: Emotionale Akzeptanz: Wir stellen uns der Veränderung

Nach vielen Monaten des Grübelns und einem Gefühl der inneren Zerrissenheit wurde mir immer klarer, dass ich einen radikalen Schritt gehen muss: Die Bankmanagerin, die ich einmal war, die konnte ich nicht mehr sein. Und irgendwann war er da: Der kleine vorsichtige Gedanke: „Vielleicht gibt es etwas anderes, das mich erfüllt, dass mir genauso Spaß machen kann.“  Und so klein er war, er brachte eine unerwartete Erleichterung mit sich.

5. Phase: Ausprobieren: Herantasten an die neue Situation

Danach wuchs auch mein Mut Tag für Tag: „Ich weiß zwar noch nicht was, aber ich werde etwas Neues wagen!“ Ich begann, mich mit der Idee einer Selbstständigkeit auseinanderzusetzen. Ich wollte etwas gestalten, das genau zu meinem Leben passt und mir genauso viel Spaß macht wie meine bisherige Arbeit. Ich habe viel darüber nachgedacht, wie ich meine Fähigkeiten und Erfahrungen in einem neuen Kontext nutzen könnte. Ich „extrahierte“ quasi, was an meinen früheren Aufgaben mich wirklich erfüllte: Ich wollte kreative Lösungen entwickeln, viel mit Menschen zusammen sein und meine Leidenschaft zur BWL einsetzen. Ich wollte aber auch mehr zu den Themen lernen, die mich schon immer begeisterten: Psychologie, Kommunikation, Mediation, Change-Management. In dieser Phase tauschte ich mich viel aus. Mit meinem Mann, mit alten Kolleginnen und Freunden. Ich recherchierte, sprach mit Fachleuten, überlegte noch einmal zu studieren oder mich an einer Akademie ausbilden zu lassen. Ich machte erste Pläne, überlegte ganz klassisch: Welche Menschen möchte ich wie begleiten? Der Gedanke, mein eigenes Unternehmen zu gründen, gab mir Schwung und ließ mich richtig aufleben. „Das ist der Neuanfang, den ich brauche“, stellte ich fest.

6. Phase: Erkenntnis: Erste Blicke in die Zukunft werden möglich

Erst mal entschied ich mich, mir für meinen neuen Weg richtig viel Zeit zu nehmen. Ich wollte zuerst etwas machen, das ich schon immer liebte: Neues lernen! Die Idee, als Unternehmensberaterin und Business Coach selbständig zu werden, war geboren. Jetzt wollte ich gezielt mein Know-how vertiefen und Unterstützung suchen. Parallel dazu plante ich: Wie soll mein Büro aussehen, wie meine Homepage? Wie genau werden meine ersten Schritte aussehen, um die ersten Kunden zu finden? Wie werden meine neuen Arbeitstage aussehen, an denen ich das tue, was mir Spaß macht und trotzdem alle Flexibilität habe, die ich für meine Familie brauche.

7. Phase: Integration: Das Neue festigt sich

Und irgendwann war dann selbstverständlich: Morgens bringe ich meine Tochter in die Kita, und da gehe ich in mein Büro, bereite eine Coachingstunde vor, plane einen Workshop, erledige Telefonate und Post – und alles fühlte sich ganz richtig an!

Wann im Leben hast du die ein oder andere Veränderungskurve erlebt?

Alles, was ich da erlebte, sind die klassischen Phasen der Veränderung. Ich bin mir sicher, du hast sie auch schon erlebt: Bei einem Umzug in eine neue Stadt, bei Familienzuwachs, bei einem Jobwechsel oder einem anderen großen Einschnitt im Leben wie dem Eintritt in den Ruhestand. Wir erleben diese Phasen übrigens bei gewünschten, freiwilligen Veränderungen (auf die wir uns eigentlich freuen!) genauso wie von außen angestoßenen, die wir uns vielleicht nicht ausgesucht haben. Immer ist es so, dass jede dieser Phasen ihre Zeit braucht. Der Gedanke, sich auf etwas Neues einzulassen, muss wachsen. Und Neues heißt ja auch immer Abschied von etwas Altem, da müssen wir auch der Trauer ihren Raum geben.

Auch in meinen Coachings erlebe ich das so immer wieder: Da gibt es den Wunsch nach einer Veränderung, und dazwischen Ungewissheit, Angst, erste Ideen und Pläne. Menschen hier zu begleiten und Mut zu machen, das erfüllt mich sehr.

Mit meinen persönlichen Erfahrungen und aus vielen Coachings möchte ich dem klassischen Modell der Veränderungskurve deshalb noch meine persönliche 8. Phase hinzufügen:  

8. Phase: Begeisterung für Neues


Am Ende meines alten und Beginn meines neuen beruflichen Weges wurde es mir immer bewusster: Die Angst vor dem Unbekannten wird irgendwann kleiner, stattdessen wächst die Begeisterung für das Neue. Ich entdeckte immer mehr neue Möglichkeiten. „Vor zwei Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich mich wieder so auf etwas freuen könnte“, dachte ich, als ich mich auf den Termin mit meiner ersten Kundin vorbereitete.

Als ich schließlich den Mietvertrag für mein Büro unterschrieb wusste ich, dass ich angekommen war. Uns als wir vor zwei Jahren das schöne Haus aus dem Jahr 1742 kauften, komplett renovierten und ich nach einem Jahr wieder in MEINE Räume zog, fühlte ich große Freude.

Hast du Lust darauf, dein neues Ziel zu entdecken?


Tiefgreifende Veränderungen, ob beruflich oder privat, stellen unser Leben erst einmal gründlich auf den Kopf. Oft sind wir erst einmal wütend und wollen die Realität nicht wahrhaben.  Die ersten Schritte zur Einsicht und Akzeptanz sind meist hart – und wir brauchen eine ganze Menge Mut. Im Business Coaching ist es mir wichtig, diesen zu wecken und gemeinsam zu erkennen, dass sich immer wieder neue Türen öffnen – auch wenn wir uns das zuvor nicht vorstellen konnten. Und wir entdecken: Es gibt immer ein Ziel, auf das man sich so richtig freuen kann.

Welche Erfahrungen hast du mit beruflichen Veränderungen gemacht? Schreibe  mir, wenn dieses Thema für dich gerade aktuell ist und du dir einen Austausch wünschst!

Ist dir etwas aufgefallen?

Hier in meinem Blog nutze ich ab jetzt bewusst das du, um meine Gedanken und Emotionen direkter mit dir zu teilen.Das persönliche "du"schafft eine Nähe, die dich nicht nur im Kopf sondern auch im Herz erreicht.Falls wir uns beruflich begegnen, werde ich selbstverständlich weiterhin die gewohnte Höflichkeit wahren und das berufliche "Sie" verwenden, wenn wir uns begegnen und uns nicht sowieso schon duzen.



 

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