Wenn Sie in Ihrem Unternehmen oder privat gerade Neuerungen planen oder erleben, lohnt es sich, das Modell der Veränderungskurve kennenzulernen. Bereits 1969 von Elisabeth Kübler-Ross entwickelt, spiegelt die Veränderungskurve tatsächlich alle Veränderungen wider. Berufliche oder private, Veränderungen, die von außen auf uns einwirken oder Veränderungen, die wir selbst veranlassen. Und gerade im Change Management wichtig: Die verschiedenen Phasen werden sowohl vom einzelnen Individuum als auch von ganzen Unternehmen durchlaufen.
Die einzelnen Phasen zu kennen, macht es leichter, negative Gefühle zu verstehen und mit ihnen umzugehen, um schließlich wieder aktiv und konstruktiv ins Tun zu kommen und zu wissen: Es geht wieder aufwärts!
Phase 1: Der Schock
Jahrelang wirtschaftete Aldi als großer Discounter sehr erfolgreich – und konkurrenzlos. Für alle im Unternehmen war es ein Schock, als Lidl mit einem ähnlichen Konzept an den Markt geht. Heute sagt Aldi: „Ohne diesen Impuls von außen hätten wir uns nicht mehr groß verändert und wären jetzt lange nicht so erfolgreich.“
Die Nachricht der Veränderung kommt überraschend und schockiert. Wir selbst, unsere Kollegen oder Mitarbeiter reagieren mit Unverständnis, sind wie gelähmt und unfähig, zu handeln.
Phase 2: Verneinung und Abwehr
Die Umsätze eines Frisörgeschäftes in der Frankfurter Innenstadt stagnieren. In einem Coaching beschließt der Inhaber, sich den Kundenwünschen mehr anzupassen – und die Geschäftszeiten bis weit in den späten Abend auszuweiten – sein Team verweigert sich.
Veränderungen werden erst einmal abgelehnt. Wir alle haben lieb gewonnene Gewohnheiten. Schnell entsteht die Angst, dass eingelebte Kulturen und Strukturen verloren gehen. Der Fokus liegt zuerst ausschließlich auf den negativen Aspekten der Veränderung. Häufigstes Argument: „So wie es bisher war, hat doch immer alles funktioniert!” oder mit anderen Worten “Wir haben das hier schon immer so gemacht!“
Phase 3: Einsicht
Ein Arzt führt eine gut laufende Praxis – sie ist sein Lebenswerk, auf das er sehr stolz ist. Immer häufiger kommt es jedoch zu Streitereien mit seiner Ehefrau, die sich von ihrem Mann wünscht, dass er mehr für die Familie da ist. Im Business-Coaching entsteht der Entschluss, einen Kollegen mit in die Praxis aufzunehmen – die Einzelpraxis wird zur Gemeinschaftspraxis.
In der Phase der Einsicht erkennen wir, die Veränderung letztendlich notwendig ist. Erste Schritte der Veränderungen werden gesehen und akzeptiert und auch positive Aspekte können erstmals wahrgenommen werden.
Phase 4: Akzeptanz – das Tal der Tränen
Eine Spedition führt ein neues EDV-System ein. Gerade einige der langjährigen Mitarbeiter sind sehr skeptisch. Neuere Mitarbeiter sind zufrieden mit den schnelleren und praktischeren Möglichkeiten. Einige übernehmen die Unterstützung ihrer Kollegen beim Umgang mit dem Programm.
Wir beginnen, die anstehende Veränderung zu akzeptieren. Alte Gewohnheiten werden - oft schwer - losgelassen. Wir trauern um Althergebrachtes.
Phase 5: Ausprobieren – sich Öffnen für Neues
Eine alteingesessene Apotheke entschließt sich, in Zukunft einen Internetshop zu betreiben. Einige der hauseigenen Rezepturen verkaufen sich bestens, das Angebot kann rasch erweitert werden. Die neuen Anforderungen an die Mitarbeiter sind jedoch eine echte Herausforderung. Immer wieder werden Bestellungen verspätet ausgeliefert.
In der Phase des Ausprobierens versuchen wir, mit der Veränderung klarzukommen und unsere Arbeitsweise darauf einzustellen. Erfolge werden erlebt – aber auch Misserfolge.
Phase 6: Erkenntnis - erste Erfahrungen machen
Der neue Vertriebsleiter hatte seine Abteilung ganz schön durchgerüttelt. Strukturen verändert, Gebiete neu aufgeteilt, den Vertrieb dem wachsenden Markt angepasst. Nachdem sie die ersten Veränderungsphasen durchlebten, merken die Mitarbeiter jedoch, das viele der eingeführten Neuerungen für alle von Vorteil sind: Motivation und Arbeitszufriedenheit sind nach vielen Gesprächen und Workshops gestiegen, alle fühlen sich kompetenter und die Verkaufszahlen steigen.
Jetzt endlich tritt die Erkenntnis ein, dass die Veränderung gut und sinnvoll ist. Erfolgsbringende Verhaltensweisen werden erkannt und genutzt, weniger erfolgsbringende wieder aussortiert.
Phase 7: Integration
Und erst jetzt, nach dem Durchlaufen aller 7 Phasen, wird die Veränderung vollkommen in den Alltag integriert.
Wie erleben Sie berufliche oder private Veränderungen? Was hat Ihnen in den einzelnen Phasen besonders geholfen? Ich freue mich über eine Nachricht an